Aktuelle Entwicklungen der katholischen Kirche in Deutschland im Jahr 2025



Die katholische Kirche in Deutschland durchlebt derzeit tiefgreifende Umbrüche. Im Jahr 2025 stehen Bischöfe und Gläubige vor einer dreifachen Krise: dem dramatischen Rückgang priesterlicher Berufungen, dem kontroversen Abschluss des Synodalen Weges (2019–2023) und der weitreichenden Säkularisierung der deutschen Gesellschaft. Zentrale Fragen sind dabei, wie das kirchliche Leben vor Ort erneuert, das Evangelium in einer weitgehend säkularen Gesellschaft verkündet und die Einheit mit der Weltkirche gewahrt werden kann. Die folgenden Abschnitte bieten einen umfassenden Überblick – mit Zahlen und Beispielen – über diese Herausforderungen sowie über lokale pastorale Initiativen und zukünftige Aufgaben.

Krise der priesterlichen Berufungen

Im Jahr 2024 erreichte die Berufungskrise einen historischen Tiefpunkt. Lediglich 29 Männer wurden in Deutschland zu Priestern geweiht, über alle Diözesen hinweg. Zum Vergleich: 2004 waren es noch 122, 2014 dann 75, während 2022 nur 33 und 2023 lediglich 35 Priester geweiht wurden. In 11 der 27 deutschen Diözesen, darunter Limburg unter Bischof Georg Bätzing, gab es 2024 keine einzige Priesterweihe. Bischof Bätzing betonte, dass diese Zahlen die Kirche dazu zwingen, ihre Mission neu zu überdenken. Er stellte die Frage: „Für wen sind wir als Kirche da?“ und unterstrich die Notwendigkeit „neuer Wege und mutiger Schritte“ zur Verkündigung des Evangeliums in diesem Kontext.Wikipédia

Der Synodale Weg: Fortschritte und interne Spannungen

Auf der Synodalversammlung im März 2023 in Frankfurt stimmten die deutschen Delegierten mehreren progressiven Vorschlägen zu, die den umstrittenen Reformweg symbolisieren. Dazu gehörten die offizielle Zulassung liturgischer Segnungen für homosexuelle Paare, die Erlaubnis für Laien, während der Messe zu predigen, sowie die Bitte an den Papst, den Pflichtzölibat zu überdenken. Die Versammlung forderte sogar die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Diese Entscheidungen, die mit großer Mehrheit der rund 200 Delegierten (darunter viele Bischöfe) getroffen wurden, stießen auf heftige Kritik konservativer Kreise. Seit dem Ende des nationalen Prozesses im März 2023 arbeitet ein Übergangsgremium mit 70 Mitgliedern an der Entwicklung einer neuen institutionellen Struktur. Bei einem Treffen am 13. und 14. Dezember 2024 in Wiesbaden-Naurod diskutierten die Mitglieder einen Satzungsentwurf für ein zukünftiges „nationales synodales Gremium“, basierend auf einem 2022 gefassten Beschluss. Laut dem Sekretariat des Ausschusses soll dieses neue Gremium ein „Organ für gemeinsame Beratung und Entscheidungen“ sein, wobei der genaue Aufgabenbereich und die rechtliche Beziehung zur Deutschen Bischofskonferenz noch unklar sind. Irme Stetter-Karp, die weltliche Co-Vorsitzende des Ausschusses und Präsidentin des ZdK, erwartet eine „gleichberechtigte Beteiligung“ von Bischöfen und Laien, bei der Entscheidungen gemeinsam getroffen und öffentlich präsentiert werden. Allerdings traten interne Spannungen zutage. Bei der Plenarsitzung des Synodalen Ausschusses in Magdeburg am 9. und 10. Mai 2025 kündigten vier konservative Bischöfe – Kardinal Rainer Woelki sowie die Bischöfe Gregor Hanke, Stefan Oster und Rudolf Voderholzer – an, nicht am zukünftigen nationalen synodalen Gremium teilzunehmen, was dessen Repräsentativität von Anfang an untergräbt. Diese vier Bischöfe, die am Synodalen Weg 2019–2023 teilgenommen hatten, bildeten eine kritische Minderheit, die die tiefgreifenden Veränderungen des synodalen Projekts ablehnt. Der Synodale Weg 2019–2023 führte zu 150 Seiten an Resolutionen, die umfassende Reformen forderten (Diakonat für Frauen, Abschaffung des Pflichtzölibats, Laienpredigt, Wahl der Bischöfe durch die Gläubigen, Änderung des Katechismus zur Homosexualität usw.). Die Umsetzung dieser Beschlüsse wird sowohl innerhalb der deutschen Kirche als auch im Vatikan intensiv diskutiert.WikipédiaDIE WELT+1Deutsche Bischofskonferenz+1

Reaktionen des Vatikans und Antworten der Bischöfe

Der Heilige Stuhl hat mehrfach offiziell interveniert, um Grenzen aufzuzeigen. Im Juli 2022 warnte eine „Erklärung des Heiligen Stuhls“ die Deutschen davor, den Gläubigen neue kirchliche Führungsstrukturen oder neue doktrinäre und moralische Ausrichtungen aufzuerlegen, da dies die kirchliche Gemeinschaft gefährden könnte. Im Laufe des Jahres 2023 untersagte Rom formell bestimmte synodale Fortschritte: Im Januar und Februar 2023 wurde die Einrichtung gemischter „synodaler Räte“ (Laien/Bischöfe) in Deutschland verboten, und im März 2023 erinnerte die Kongregation für den Gottesdienst daran, dass nicht ordinierte Gläubige während der Eucharistie nicht predigen dürfen. In einem Schreiben vom 23. Oktober 2023 legte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zwei „rote Linien“ fest: das ausschließlich männliche Priestertum und die unveränderliche Lehre der Kirche zur Homosexualität. Papst Franziskus selbst äußerte Ende 2023 in einem Brief an deutsche Persönlichkeiten seine „Besorgnis“ über lokale Maßnahmen, die er als Abweichung vom „gemeinsamen Weg der Weltkirche“ ansieht. Die deutschen Bischöfe reagierten vorsichtig auf diese Stellungnahmen. Bischof Bätzing, Präsident der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte Anfang 2023, dass er die Punkte des Parolin-Briefs in der Plenarversammlung ansprechen werde. Er hielt jedoch die Befürchtungen eines „parallelen Machtapparats“ für unbegründet und betonte, dass ein zukünftiger synodaler Rat die Autorität der Bischöfe nicht mindern würde. Der Sprecher der Bischöfe, Matthias Kopp, bestätigte, dass die Gespräche mit den römischen Dikasterien im Jahr 2024 fortgesetzt würden. So wurden Treffen mit vatikanischen Verantwortlichen (für Lehre, Liturgie, Kirchenrecht usw.) für Januar, April und Juni 2024 geplant, um zu klären, welche Themen in Deutschland diskutiert werden können und welche zur unveränderlichen Lehre gehören. Rom betont zudem, dass ein weltweiter Synodenprozess im Gange ist und deutsche Initiativen nicht den Eindruck erwecken sollten, parallel zu diesem globalen synodalen Weg zu verlaufen.CNA DeutschDeutsche Bischofskonferenz+4Wikipédia+4DOMRADIO.DE+4Wikipédia+2DIE WELT+2Wikipédia+2

Säkularisierung und Rückgang der Gläubigenzahlen

Die Zahlen sind alarmierend. Im Jahr 2024 sank die Zahl der katholischen Bevölkerung in Deutschland auf etwa 19,77 Millionen Menschen (23,7 % der 83,6 Millionen Einwohner), ein historischer Tiefstand. Die evangelischen Protestanten (EKD) zählen 17,98 Millionen Mitglieder (21,6 %), während andere Konfessionen (Orthodoxe, Muslime usw.) 10,9 % der Bevölkerung ausmachen. Somit geben fast 44 % der Deutschen offiziell an, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören. Dieser Rückgang ist kontinuierlich: Im Jahr 2000 machten Katholiken noch 30 % der Bevölkerung aus. Dieser Rückgang spiegelt sich auch in den Sakramenten und der Praxis wider. Im Jahr 2024 wurden nur etwa 116.000 Taufen durchgeführt, verglichen mit 206.000 im Jahr 2003. Auch die wöchentliche Messbesuchrate beträgt nur noch etwa 6,6 % der Katholiken, gegenüber 15,2 % zwei Jahrzehnte zuvor. Gleichzeitig bleibt die Zahl der formellen Kirchenaustritte (Austritte aus der Kirchensteuer) sehr hoch: Im Jahr 2024 wurden fast 321.000 Austritte verzeichnet, bei nur etwa 6.600 Neueintritten. Dieser Rückgang betrifft sogar das kirchliche Erbe: Ein Bericht aus dem Jahr 2019 erinnerte daran, dass in den letzten zwanzig Jahren mehr als 500 katholische Kirchen in Deutschland geschlossen wurden. Insgesamt schätzt die Soziologin Sylvia Kritzinger, dass die „Religionslosen“ nun die größte Gruppe in der Bevölkerung darstellen, noch vor Katholiken und Protestanten zusammen.Wikipédia

Lokale pastorale und missionarische Initiativen

Angesichts dieser Herausforderungen ergreifen Diözesen und Gemeinden konkrete Initiativen. So beschloss das Bistum Münster (1,7 Millionen Katholiken) Ende 2023, seine Pfarreien in große „Pfarrverbände“ umzustrukturieren, die mehrere Pfarreien zu einer gemeinsamen Verwaltungseinheit zusammenfassen. Dieses System, das ab 2024 getestet wird, zielt darauf ab, Personal und Ressourcen angesichts des Priestermang

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